Unser Auge

Das äußere Auge

Das hochsensible Auge wird durch die Wimpern vor Staub geschützt. Sie wachsen aus dem Lidrand hervor, der Talgdrüsen zu seiner Einfettung besitzt. Diese Talgdrüsen können sich entzünden und dabei Gerstenkörner (Hordeulum) und Hagelkörner (Chalazion) entwickeln.

Die Augenlider sind wichtig, um das Auge vor mechanischen Verletzungen zu schützen. Außerdem wirken sie wie ein Scheibenwischer und verteilen den Tränenfilm über das Auge, so dass die Hornhaut nicht trüb wird. Ist die Bewegung der Augenlider gestört, kann das Auge austrocknen. Dies ist vergleichbar mit dem trüben Auge, das Fische auf dem Markt bekommen können. Feinschmecker z.B. erkennen die Frische von köstlichem Seefisch an der Klarheit der Augen. Denn die Augen müssen mit Flüssigkeit benetzt sein, um klar zu bleiben.

Eine Möglichkeit des fehlerhaften Lidschlusses taucht bei der Facialisparese auf. Dabei wird ein Gesichtsnerv gelähmt, der für die Lidbewegung wichtig ist. Hier bestehen sehr gute Aussichten, von einer Behandlung mit der Integrierten Chinesichen Medizin zu profitieren.

Das Auge wird zudem durch das Immunsystem geschützt. Ähnlich wie bei anderen Schleimhäuten können sich allergische Symptome zeigen. Diese Symptome werden im Westen zum Beispiel durch Cortison, Cromglycinsäure oder Desensibilisierung behandelt. Die Intergrierte Chinesische Medizin kann hier Bedeutendes leisten, denn sie hat

  • antiallergische Heiltees (die nicht müde machen wie viele westliche Antiallergika)
  • wirksame Akupunkur
  • die neue Schädelakupunktur, bei der allergische Symptome wie Jucken, Tränen und Schwellungen meist bereits unmittelbar nach der Nadelung deutlich besser sind.

Die Lenkung des Lichts im Auge

Lichtstrahlen, die in das Augen eintreten, verteilen sich nicht zufällig im Auge, sondern werden durch den sogenannten lichtleitenden (optischen) Apparat gelenkt. Eine klare Hornhaut ist Bedingung für die Durchleitung des Lichts. Es folgt die vordere Augenkammer, in der sich eine wasserklare Flüssigkeit befindet. Einlagerungen von Eiweißstoffen (Proteinen) werden dafür verantwortliche gemacht, dass man ”mouche volantes” sieht. Also den Sinneseindruck erhält, als würden Insekten vor einem fliegen, wenn man beispielsweise an eine weiße Zimmerdecke schaut.

Währende die westliche Medizin diesen häufig als störend empfundenen “mouche volantes” ohne wesentliches therapeutisches Konzept gegenübersteht, gibt es in der Integrierten Chinesischen Medizin eine Reihe von Konzepten, die hier sehr nützlich sind. Insbesondere gibt es einige wichtige Heilabkochungen (Dekokte), die sich sehr bewährt haben.

Die klare Flüssigkeit, die im Auge zirkuliert, muss gebildet und auch aus dem Auge abgeführt werden. Ist die Bildung dieser Flüssigkeit größer als ihr Absickern im sogenannten Augenwinkel, so entsteht ein Stau, ein erhöhter Augendruck (Glaukom, grüner Star). Hierfür ist in Teilen offensichtlich auch das vegetative Nervensystem verantwortlich. Die Glaukomgefahr steigt unter Stress und bestimmten Transmitterstörungen. Es gibt eine Reihe von Studien, die die gute Wirksamkeit der Chinesischen Medizin bei Glaukom belegen. Dies ist besonders wichtig, da einige Glaukompatienten durch die westlichen Medikamente und Operationen noch keine ausreichenden Heilungschancen haben.

Nun tritt das Licht durch die Augenlinse tiefer in das Auge ein. Die Augenlinse ist elastisch und daher mit einem durchsichtigen Gummiball vergleichbar, der wie die Nabe eines Fahrrads in einen Kranz von Speichen eingehängt ist. Diese Fasern ziehen den Ball in eine linsenförmige Form, so dass die Brechkraft sich verändert. Hier ist ein Muskel eingebaut, der in etwa der Felge eines Fahhrads entspricht. Zieht er sich zusammen, so lassen die Speichen locker und die Augenlinse krümmt sich vermehrt. Auf diese Weise kann der Mensch auf verschiedene Entfernungen scharf sehen.

Linsentrübungen werden Katarakt genannt (grauer Star). Die westliche Medizin stellt für die einfache Linsentrübung hervorragende therapeutische Möglichkeiten zur Verfügung, so dass die Chinesische Medizin hier im Allgemeinen nicht notwendig ist. Linsentrübungen können aber auch postoperativ einsetzen, zum Beispiel wenn sich der im Auge verbleibende hintere Linsenrand nach Operationen allmählich oder plötzlich eintrübt und sich deshalb ein milchglasähnliches Hindernis dem einstrahlenden Licht entgegenstellt. Hier können wir von einer Reihe von Fällen berichten, in denen sich durch die Behandlung mit Heiltees und einer Spezialakupunktur am Schädel der Visus (die Sehschärfe) wieder deutlich gebessert hat. Es ist noch keine abschließende Erklärung für dieses Phänomen vorhanden, aber die Patienten haben diese Linderung ihrer Sehschwäche dankend angenommen.

Störungen des Scharfsehens können also entstehen, wenn die Linse ihre Elastizität verliert. Dies ist häufig ab dem Alter von 50 Jahren der Fall. Die Linse krümmt sich nicht mehr ausreichend und beim Nahsehen wird das Bild unscharf (Alterssichtigkeit/Presbyopie).

Durch die Behandlung mit dem Heidelberger Modell konnte in einigen Fällen eine Lesebrille längere Zeit vermieden werden. Im Zeitalter der Antiaging-Medizin und der kosmetischen Medizin könnten diese Fragestellungen eines Tages an Bedeutung gewinnen.

Das Bild und der ‘Zentralcomputer’

Hinter der Linse befindet sich der Glaskörper, eine gallertartige Masse. Spätestens wenn man den Glaskörper im Anatomiesaal anschaut, stellt man fest, dass der sogenannte optische Apparat, also die lichtleitenden Medien des Auges, eigentlich keine besonders hohe Qualität haben. Die Qualität entspricht eher der einer leichten Milchglasscheibe, so dass sich die Gegenstände, die sich auf der Netzhaut (Retina) abbilden, eigentlich leicht unscharf zeigen müssten. Deshalb gibt es auf der Netzhaut nicht nur Licht- und Farbrezeptoren, sondern schon dort eine Reihe von Mechanismen, um das Bild “nachzubearbeiten”. Ähnlich wie eine unscharfes Bild in einer elektronischen Digitalkamera von speziellen Programmen geschärft und verändert wird, wird auch das Bild von der Netzhaut bis zum Abbildungsort Gehirn immer wieder nachgerechnet und aufgebessert.

Man kann also sagen: Durch den optischen Apparat wird ähnlich wie auf einer Kinoleinwand ein Bild erzeugt. Dieses wird nun in verschiedenen Stufen von der Netzthaut bis zur Sehrinde (sozusagen der Monitor des Gehirns) scharfgerechnet.

Störungen der Leinwand des Auges, der Retina, sind deshalb mögliche Ursachen von Sehstörungen. Vor allem die Netzhautablösung und die durch Diabetes erkrankte Netzhaut sind hierfür verantwortlich.

Interessante Behandlungsmethoden ergeben sich nicht nur durch die genannten Heilabkochungen, sonder vor allem durch die Akupunktur nach der Algor-laedens-Theorie des Shang han lun (2. Jhd. n. Chr.). Dieser Akupunkturstil wurde von der Heidelberger Arbeitsgruppe besonders perfektioniert und mit speziellen Punkten für die Augenbehandlung kombiniert.

Wir haben sechs neue Punkte für die Behandlung am Auge entdeckt, deren Wirkung derzeit durch Studien kontrolliert wird. Unsere ersten Erfahrungen sind weitaus ermutigender als herkömmliche Verfahren der Augenakupunktur.

Es ist sehr gut möglich, dass die erstaunlichen Erfolge der in Heidelberg entwickelten Augenakupunktur nicht wirklich auf einer Verbesserung des optischen Apparates, sondern auf einer Verbesserung der “Rechenleistung” des Gehirns beruhen.

Die Sehverbesserungen, die wir durch die Akupunktur bekommen, können durch funktionelle Verbesserungen des Gehirns eintreten. Wir wissen nicht, wie der Erfolg zustande kommt, aber auch eine Funktionsverbesserung der Durchblutung der Netzhaut und ihrer Lichtrezeptoren wäre eine denkbare Möglichkeit. Lange schon ist bekannt, dass durch spezielle Akupunkturverfahren die Mikrozirkulation (die Durchströmung mit Blut der Haargefäße der Netzhaut und des Gehirns) verbessert werden kann.

Eine Störung dieser Mikrozirkulation könnte zu zahlreichen Sehstörungen beitragen. So könnte sich die Akupunktur als eine die Mikrozirkulation fördernde Maßnahme in ihrer Wirkung erklären.

Betrachten Sie die Playlist mit 10 Filmen zur Augenheilkunde in der TCM:

Im Kursbuch Traditionelle Chinesische Medizin von Dr. Greten wird in dem Kapitel zur „Praxis der Diagnosestellung“ die Augendiagnose besprochen: Das Auge ist Indikator für die Gesamtfunktionslage.